Portugal – 22. bis 27. Februar 2025
Der Fischerpfad in Portugal: Ein unvergessliches Abenteuer entlang der Atlantikküste
Der Fischerpfad oder Trilho dos Pescadores, gilt als einer der schönsten Küstenwanderwege Europas. Entlang der wilden, unberührten Atlantikküste Portugals führt er durch atemberaubende Landschaften mit steilen Klippen, einsamen Stränden und traditionellen Fischerdörfern. Der Weg ist Teil der berühmten Rota Vincentina. Wanderer erleben hier die raue Schönheit der Natur, begleitet vom Rauschen der Wellen und dem Duft von Salz und Pinien.
Wo beginnt der Fischerpfad und wie lang ist er
Der Fischerpfad erstreckt sich über etwa 230 Kilometer und folgt der Küste im südlichen Teil von Portugal. Der Weg beginnt südlich von Sines im Alentejo und führt bis nach Lagos an der Algarve.

Die Wanderung dauert in der Regel rund 12 Tage, wenn man die empfohlenen Etappen läuft. Man kann jedoch auch einzelne Abschnitte wählen oder den Weg auch in entgegengesetzter Richtung gehen. Ein Vorteil dieser Variante: Man hat nicht den ganzen Tag die Sonne im Gesicht. Die Strecke ist in beide Richtungen mit blau-grünen Markierungen gut gekennzeichnet.

Ich habe mich entschieden in Porto Covo zu starten und habe somit die erste Etappe ausgelassen.
Wie kommt man zum Startpunkt
Die Anreise zum Fischerpfad ist unkompliziert. Vom Sete Rios oder Oriente Busbahnhof in Lissabon aus verkehren täglich mehrere Rede Expressos Busse direkt zu verschiedenen Startpunkten wie Sines, Porto Covo oder Lagos.
Die Fahrt von Lissabon nach Porto Covo dauert 2 bis 3 Stunden und kostet regulär 16,50€.
Die Fahrt nach Lagos dauert ca. 4 Stunden und kostet regulär 22€.
Tickets können auf der Rede Expressos Website gekauft werden. Es gibt auch für fast jeden Bus eine gewisse Anzahl Spartickets für einen Bruchteil des regulären Preises.
Wo kann man übernachten
Entlang des Fischerpfads gibt es Hotels, Hostels, Campingplätze und Guesthouses in fast jeder Ortschaft – mal mehr, mal weniger. Ich war im Februar unterwegs und hatte keine Probleme, auch kurzfristig eine Unterkunft zu finden. In der Hochsaison könnte das allerdings schwieriger sein.
Da ich flexibel bleiben wollte, lief ich oft morgens los ohne eine Unterkunft für die Nacht zu haben. Gegen Mittag entschied ich, wie weit ich noch laufen wollte und suchte mir dann eine Bleibe über Booking.com. Beim buchen auch immer darauf achten, eine Unterkunft im Zentrum zu wählen. Eine Unterkunft, die per Auto nur 10 Minuten entfernt ist, kann schnell zu einem zusätzlichen Stundenmarsch werden.
Meine Unterkünfte auf dem Fischerpfad
- Mute Hostel – Porto Covo
Ein schönes Hostel mit einem gemütlichen Gemeinschaftsraum, wo man essen, trinken und entspannen kann. Nur die Dusche war allerdings kalt – vielleicht war das Warmwasser aufgebraucht? - The Blue Bamboo Hotel – Vila Nova de Milfontes
Ein älteres Hotel, wo ich ein grosses Zimmer hatte. Es wurde etwas unruhig, als eine Schulklasse deutscher Teenager ankam und etwa zwei Stunden brauchte, um sich auf ihre Zimmer zu verteilen. Danach war es aber ruhig. - LUZ E SAL – Cavaleiro
Ein geräumiges Haus mit vier Zimmern, wobei sich jeweils zwei ein Badezimmer teilen. Der Garten mit Pool lädt zum Entspannen ein. - Sol Mar – Odeceixe
Ein kleines, familiengeführtes Hotel mit schönen, ruhigen Zimmern. Die sonnige Terasse ist perfekt um sich zu entspannen. - Utopia – Aljezur
Liegt etwas abseits des Fischerpfads. Zimmer mit Balkon. - Pure Flor de Esteva – Vila do Bispo
Ein stilvolles, gemütliches Guesthouse, das mit viel Liebe von einem jungen Paar geführt wird. - Casa Azul Sagres – Sagres
Grosses, schönes Zimmer mit Balkon. - Little Break Guest House – Lagos
Liegt sehr zentral in der Altstadt von Lagos. Hatte wenig Gäste, daher sehr ruhig. Die grosse Terrasse lädt zum Verweilen ein.
Wie anspruchsvoll ist der Fischerpfad
Der Fischerpfad ist kein extrem schwieriger Fernwanderweg, aber er hat einige Herausforderungen:
- Beschaffenheit der Strecke: Meistens ist der Weg relativ flach, doch es gibt auch einige eher kurze aber sehr steile Auf- und Abstiege
- Sandige Passagen: Der weiche, tiefe Sand macht das Gehen mit einem schweren Rucksack besonders anstrengend – man sinkt ein und rutscht bei jedem Schritt zurück, was auch die Laufgeschwindigkeit sehr beeinträchtigt
- Die Klippen: Es gibt mehrere Stellen die an den Klippen entlangführen. Eventuell nichts für jemanden der unter starker Höhenangst leidet
Essen und Trinken unterwegs
In jeder Ortschaft gibt es Supermärkte, Cafés und Restaurants. Zwischen den Dörfern kann es jedoch mehrere Kilometer keine Einkaufsmöglichkeiten oder Wasserquellen geben. Das heisst: genug Wasser und eventuell auch was zum Essen mitnehmen. Mir hat täglich 2 Liter Wasser gereicht, ich bin jedoch im Februar gelaufen, als es noch nicht so heiss war.
Kann man sich verlaufen
Eigentlich nicht. Der Weg ist sehr gut markiert und folgt oft der Küstenlinie. In Aljezur bin ich ein mal ein kurzes Stück falsch gelaufen, als ich eine Markierung verpasst habe. Mithilfe von Google Maps war ich jedoch schnell wieder auf dem richtigen Weg.
Meine Etappen
Tag 1 – Von Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes
Laufdistanz gesamter Tag: 32 Km
Nach einer Nacht in Lissabon steige ich in den Rede Expressos Bus nach Porto Covo. Hier beginnt meine Wanderung auf dem Fischerpfad. Ich bin voller Vorfreude – doch mein erstes Abenteuer beginnt nicht auf dem Pfad, sondern im Hostel.
Kaum angekommen, ziehen dunkle Wolken auf und es dauert nicht lange, bis der Regen in Strömen fällt. Ich nutze eine kurze Regenpause, um schnell noch ein paar Einkäufe im kleinen Dorfladen zu erledigen. Viel Zeit zum Erkunden der Ortschaft bleibt nicht, denn draussen ist es regnerisch, windig und kalt. Also zurück ins Hostel – villeicht eine heisse Dusche zur Aufwärmung?
Das war nichts… Statt wohliger Wärme erwartet mich eine eiskalte Dusche. Herrlich! Nach dieser «erfrischenden» Erfahrung genemige ich mir ein paar Biere und einen Toast zum Abendessen.
Die Nacht wird… sagen wir, unruhig. Zwei Zimmergenossen liefern sich ein Schnarch-Duell, ein Neuankömmling sucht mitten in der Nacht nach seinem Bett, Türen knallen. Ich komme auf vielleicht drei bis vier Stunden Schlaf.
Um 7.30 Uhr starte ich endlich meine erste Etappe. Ich folge den blau-grünen Markierungen und verlasse Porto Covo in südlicher Richtung. Schon bald wandere ich durch tiefen Sand, der sich durch die Dünen schlängelt. Nach einigen Kilometern erreiche ich den Strand und erblicke die vorgelagerte Insel Ilha do Pessegueiro, auf der die Ruinen eines alten Forts stehen. Am Ende des Strandes wartet das historische Forte de Nossa Senhora da Queimada.

Die Strecke führt weiter entlang wilder Klippen, versteckter Buchten und unberührter Strände. Ich passiere traumhafte Orte wie den Praia dos Aivados und den Praia do Malhão. Nach etwa 20 Kilometern erreiche ich mein Ziel: Vila Nova de Milfontes, eine charmante Kleinstadt and der Mündung des Rio Mira. Diese erste Etappe war wunderschön, aber auch fordernd. Wandern durch Sand ist definitiv eine andere Hausnummer als festgetretene Waldwege. Doch trotz müder Beine und wenig Schlaf bleibt eines Sicher: Die nächsten Tage auf dem Fischerpfad werden grandios.








Tag 2 – Von Vila Nova de Milfontes nach Cavaleiro
Laufdistanz gesamter Tag: 31,7 Km
Wie immer stehe ich früh auf. Um 7 Uhr bin ich bereits auf den Beinen und bereit zum weiterlaufen. Es ist kühl, fast schon frisch, aber ich freue mich auf die wärmenden Sonnenstrahlen, die um etwa 7.30 Uhr den Himmel erobern.

Laut Empfehlung geht es heute bis Almograve. Mein eigener Plan? Noch keine Ahnung. Da ich früh unterwegs bin und noch keine Unterkunft reserviert habe, spiele ich mit dem Gedanken, einfach weiterzulaufen – vielleicht bis Cavaleiro, wenn die Beine mitmachen.
Zuerst führt mich der Weg durch das Dorf, den ich muss ein wenig Inland zur Brücke um den Fluss zu überqueren. Zum Glück entdecke ich unterwegs einen kleinen Laden, der bereits geöffnet hat. Nach einem heissen Galao (Milchkaffee) bin ich bereit für den Tag.
Die Brücke über den Rio Mira liegt noch im Morgennebel, was der Szenerie eine fast mystische Atmosphäre verlieht. Kaum auf der anderen Seite angekommen, bin ich wieder mitten in der wilden Küstenlandschaft. Im nachhinein habe erfahren, dass es auf dieser Etappe Weissstörche geben soll, die als einzige ihrer Art ihre Nester direkt auf den Felsen im Meer bauen. Leider habe ich keinen einzigen gesehen.

Die Strecke führt mich über Sandwege, mal durch dichte Büsche. An manchen Stellen muss ich mich schon fast auf den Knien durch das dichte Gebüsch kämpfen. Die Anstrengung lohnt sich, denn ich werde zwischendurch immer wieder mit atemberaubenden Ausblicken auf die Küste belohnt.

Kurz vor Mittag verlässt der Pfad die Küste und schlängelt sich ein Stück ins Landesinnere. Hier erreiche ich nun schon Almograve. Viele Wanderer beenden hier ihre Tagesetappe, aber ich fühle mich noch fit und habe noch einige Kilometer in den Beinen. Nach einer kurzen Mittagspause und der Buchung einer Unterkunft endscheide ich mich: Weiter geht’s!

Zurück an der Küste verwandelt sich der Weg in eine lange Sandstrasse. Zum Glück ist sie kaum befahren. Nach insgesamt rund 30 Kilometern erreiche ich schlussendlich Cavaleiro. Hier werde ich in einem grossen Haus untergebracht, das ich mir mit einer Niederländerin teile.








Tag 3 – Von Cavaleiro nach Odeceixe
Laufdistanz gesamter Tag: 34,3 Km
Heute stehen wieder eineinhalb Etappen auf meinem Plan. Mein Ziel: Odeceixe. Um 7 Uhr schnüre ich meine Wanderschuhe und mache mich auf den Weg. Die Strassen sind noch menschenleer bis auf einen kleinen Hund, der mich ein Stück begleitet. Bis zum Leuchtturn Farol do Cabo Sardão trottet er neben mir her und verschwindet schlussendlich in einem Gebüsch.

Der heutige Weg beginnt anders als die Vortage: Kein tiefer Sand, sondern Kieswege. Schön zum laufen – bald merke ich jedoch, dass der Weg mit riesigen Pfützen übersäht ist, die teilweise den ganzen Weg blockieren. Eine unfreiwilliges Morgenbad in einer dreckigen Pfütze wäre jetzt nicht ideal, also schlängele ich mich vorsichtig daran vorbei.

Nach einigen Kilometern endet der Kiesweg in Porto das Barcas, einem winzigen Fischerdorf. Von dort geht es auf eine ewig lange, schnurgerade Strasse. Schritt für Schritt nähere ich mich Zambujeira do Mar, wo mich eindlich eine Kaffeepause erwartet.

Hier will ich mich noch mit etwas Proviant für den Tag eindecken, also laufe ich zum örtlichen Supermarkt, der eigentlich offen sein sollte, ist aber natürlich geschlossen. Ich suche auf Google Maps nach einer Alternative und finde eine kleine Bäckerei. Im winzigen Laden steht eine alte Frau hinter der Theke. Die Auswahl ist minimalistisch: Zwei Sorten Brot und Croissants. Ich entscheide mich für ein kleines Brot und ein Croissant.
Jetzt beginnt die eigentliche Tagesetappe: 20 Kilometer bis Odeceixe. Der erste Abschnitt? Viel Sand. Viel auf und ab. Und die Sonne gibt heute alles. An windgeschützten Stellen in den Dünen wird es richtig heiß, und ich frage mich, wie Menschen diese Strecke im Hochsommer laufen.
Unterwegs treffe ich ein paar andere Wanderer. Alle haben dasselbe Ziel: Den einzigen Baum weit und breit, der ein wenig Schatten spendet. Wir versammeln uns wie eine kleine Oase-Suchende-Karawane unter seinen Ästen, bevor es weitergeht.
Zum Glück folgt danach ein schattiger Waldabschnitt, bevor sich die Landschaft öffnet und ich die Mündung des Ribeira de Seixe sehe. Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Blick auf den Strand von Odeceixe.

Die letzten vier Kilometer ziehen sich. Es geht ins Landesinnere, immer einer Strasse entlang. Kein Schatten, keine Abkühlung, nur pralle Sonne. Endlich erreiche ich Odeceixe, wo ich mir ersmals ein kühles Getränk hole und mich anschliesend im Schatten ein wenig ausruhe.






Tag 4 – Von Odeceixe nach Aljezur
Laufdistanz gesamter Tag: 32,6 Km
Der vierte Tag bricht an und die Wettervorhersage verspricht nichts Gutes – Regen am Morgen. Na wunderbar. Trotzdem schnüre ich meine Wanderschuhe und mache mich auf den Weg.

Zunächst geht es wieder dem Fluss entlang in Richtung Küste. Als ich dort ankomme, setzt tatsächlich der erste Nieselregen ein. Also heisst es: Regenschutz an und weiterlaufen. Die ersten Kilometer folgen dem sandigen Küstenpfad durch Wind, Nebel und Regen. Nach einer Weile biegt der Weg ins Landesinnere ab und ich folge nun einer Mischung aus Feldwegen und Asphaltstrassen in Richtung Rogil.


Inzwischen hat der Regen nachgelassen und als ich in Rogil eintreffe, bricht sogar die Sonne wieder durch die Wolken. Die grün-blauen Markierungen haben auf dieser Etappe aufgehört und ich folgen nun den rot-weissen Zeichen des Historischen Wegs.
Nach Rogil erwartet mich wieder eine dieser endlosen, schnurgeraden Kiesstrassen. Nach einigen Kilometern führt der Weg weiter ins Landesinnere, und gegen Mittag erreiche ich Aljezur. Hier passiert mir ein kleiner Navigationsfehler: Ich folge falschen Markierungen und merke erst nach 15 Minuten, dass etwas nicht stimmt. Ein kurzer Check der Karte bestätigt meinen Verdacht – falsch abgebogen. Kein Problem, also umdrehen und zurück. Mit Google Maps navigiere ich mich durch Aljezur und finde kurz darauf wieder auf den richtigen Pfad.

Die Landschaft hat sich inzwischen verändert – es wird deutlich hügeliger und somit gibts noch einige Auf- und Abstiege. Mein heutiges Hotel liegt einige Kilometer abseits des offiziellen Wegs. Anstatt noch einen zusätzlichen Schlenker zur Küste und zurück zu machen, entscheide ich mich für eine Abkürzung. Das spart ein paar Kilometer. Ich verlasse die inzwischen wieder aufgetauchten blau-grünen Markierungen und bahne mir meinen eigenen Weg in Richtung Aljezur.




Tag 5 – Von Aljezur nach Vila do Bispo
Laufdistanz gesamter Tag: 40 Km
Heute steht eine lange Strecke an – zwei Etappen. Ich verlasse mein Hotel früh am Morgen und erreiche nach etwa drei Kilometern den offiziellen Startpunkt der ersten Etappe am Praia da Arrifana.
Zunächst führt der Weg ins Landesinnere, vorbei an Wiesen und über Kiesstrassen. Kurz vor Carrapateira erreiche ich den Praia da Bordeira, einen traumhaften Sandstrand. Laut meiner GPS-Karte sollte es nun direkt über den Strand weiter nach Carrapateira gehen. Die Wegmarkierungen zeigen jedoch in die entgegengesetzte Richtung, entlang der Sanddünen. Ich entscheide mich den Markierungen zu folgen – Falsche Entscheidung, wie sich später herausstellt.


Ich wundere mich, denn der Weg führt mich scheinbar von Carrapateiera weg. Doch nach einigen Kilometern biegt er wieder ab und bringt mich auf eine vielbefahrene Strasse. Hier gibt es leider keinen separaten Gehweg und ich verfluche mich, nicht einfach den direkten Weg über den Strand genommen zu haben. Kilometerlang laufe ich neben der Strasse im Gras, während Autos und Camper mit gefühlten 90 km/h an mir vorbeidonnern, obwohl das Templimit 30 anzeigt. Genervt erreiche ich schliesslich jedoch Carrapateira, wo ich eine kurze Pause einlege, bevor ich die zweite Etappe des Tages in Angriff nehme: Der Weg nach Vila do Bispo.
Der erste Abschnitt dieser Etappe ist eine echte Überraschung – abwechslungsreich und wunderschön. Der Weg schlängelt sich durch die Hügel und führt immer wieder hinunter zu Stränden wie dem Praia do Amado und dem Praia do Murração. Es gibt einige knackige Anstiege, aber die Landschaft macht das mehr als wett.


Nach diesem Highlight folgt wieder ein längerer Abschnitt auf einem Kiesweg, der weiter ins Landesinnere führt. Unterwegs treffe ich eine Gruppe neugieriger Ziegen, die erst überlegen, ob sie näher kommen sollen, sich dann aber doch dagegen entscheiden.


Schließlich erreiche ich Vila do Bispo. Abgesehen vom nervigen Straßenabschnitt war das heute eine meiner Lieblingsetappen. Die Mischung aus Küste, Inland, Hügeln und Stränden hat den Tag wirklich besonders gemacht.







Tag 6 – Von Vila do Bispo nach Sagres
Laufdistanz gesamter Tag: 28,7 Km
Heute soll es am Nachmittag anfangen zu regnen. Als ob das nicht genug wäre, sehen die Wetteraussichten für die nächsten Tage ebenfalls trist aus. Ich bin hin- und hergerissen: Beende ich meinen Lauf in Sagres oder ziehe ich weiter nach Lagos? Ich vertage die Entscheidung auf den Abend nach einem weiteren Check des Wetters. Mein Plan für den Tag steht allerdings: Um 7 starte ich, mit dem Ziel, vor dem Regen in Sagres anzukommen.

Kurz vor dem Leuchtturm Cabo de São Vicente wird der Weg dann anstrengender: Erst sandig voller Steine bis es irgendwann nur noch ein reines Geröllfeld ist. Das Laufen wird mühsam, und ich knicke immer wieder um. Auch das geht zu Ende und der Leuchtturm rückt ständig näher.


Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, einen Abstecher zum Leuchtturm zu machen. Schliesslich befinde ich mich am südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands. Landschaftlich ist es ein schöner Ort, aus meiner Sicht müssten die Fressbude (die geschlossen hatte) und Souvenierstand mit allerlei Ramsch nicht sein, aber jedem das seine. Ich gönne mir eine kleine Pause und beobachte die Touristen, die sich für ihr selfie teils gefährlich nahe an den Abgrund der Klippen wagen.

Die letzten vier Kilometer nach Sagres verlaufen grösstenteils entlang der Strasse. Während sich der Himmel verdunkelt und der Wind auffrischt, erreiche ich viel zu früh den Ort. Ich suche mir ein ruhiges Plätzchen auf einer Bank, wo ich aufs Meer hinausschauen kann. Doch es wird schnell ungemütlich kühl und ich brauche eine neue Beschäftigung um die Zeit zu überbrücken. Ich entscheide mich für einen Trip zum Supermarkt. Kaum drinnen beginnt es auch schon zu schütten wie aus Eimern.
Als ich fertig mit Einkaufen bin, warte ich unter dem Vordach des Marktes darauf, dass der Regen nachlässt – leider vergeblich. Schließlich bleibt mir nichts anderes übrig, als die 15 Minuten zum Hotel im strömenden Regen zurückzulegen. Also beiße ich in den sauren Apfel, ziehe die Kapuze über und mache mich auf den Weg. Immerhin weiss ich, dass bald eine heisse Dusche auf mich wartet… hoffentlich.




Tag 7 – Von Burgau nach Lagos
Laufdistanz gesamter Tag: 27,9 Km
Noch drei Etappen bis Lagos. Eine lange mit 20 Kilometern und zwei kürzere mit etwas mehr als 10 Kilometern. Das Wetter sieht gar nicht mal schlimm aus, also fasse ich einen pragmatischen Entschluss: Einen Teil überspringe ich mit dem Bus, den Rest laufe ich heute noch zu Fuss.
Der Bus in Sagres ist – wenig überaschend am Morgen – randvoll mit Schülern. Eine halbe Stunde Busfahrt später steige ich etwa drei Kilometer von Burgau entfernt aus und schlendere der Strasse entlang in den kleinen Küstenort. Hier stosse ich dann auch wieder auf den Fischerpfad. Von hier führt ein entspannter Weg der Küste entlang.
Während ich Praia da Luz passiere, werde ich noch unerwartet Teil eines kleinen Spektakels – Musik und Kinder in farbenfrohen Kostümen – Es ist Karneval.


Ein letzter steiler Aufstieg führt mich auf einen schlammigen Weg, der noch vom letzten Regen gezeichnet ist. Der matschige Sand bleibt hartnäckig an der Sohle meiner Schuhe kleben, was die Schritte schwerer und rutschiger machen. Nach 200 Kilometer laufen werden meine Hosen und Schuhe doch noch so richtig eingesaut – war ja klar!

Schliesslich erreiche ich den berühmten Ponta da Piedade, und der Anblick entschädigt für die schlammbedeckten Füße: Spektakuläre Felsformationen ragen aus dem türkisblauen Wasser, während die Wellen an die Klippen donnern. Ein würdiger Abschluss für meine Reise. Das endgültige Ziel meiner Wanderung ist nah. Über einen Holzsteg erreiche ich kurz darauf Lagos. Ich blicke zurück auf den langen Weg, die Strände, die Dünen, die Küstenklippen und all die kleinen Abenteuer zwischendurch. Was für eine Tour!








Lohnt es sich den Fischerpfad zu laufen?
Aus meiner Sicht: definitiv ja!
Das Beste an dieser Wanderung war für mich die Mischung aus atemberaubender Natur, wilden Küsten und kleinen, unberührten Buchten. Die Etappen, die etwas ins Landesinnere führen, bringen eine willkommene Abwechslung. Auch für Anfänger ist der Fischerpfad gut machbar. Die Strecke ist grösstenteils eben, die Tagesetappen sind nicht all zu lang und man kann problemlos nur einzelne Abschnitte machen oder zwischendurch den Bus nehmen.
Schön finde ich auch immer die Begegnungen, die man unterwegs macht. Es waren erstaunlich viele Deutsche unterwegs. Aber auch Engländer, Niederländer und eine Amerikanerin kreuzten meinen Weg. Die Amerikanerin begegnete mir am grauen, regnerischen Morgen und wanderte mit einem breiten Grinsen durch den Regen. Sie erzählt mir, dass sie aus Arizona stammt, wo Regen sehr selten ist und sie ihn richtig geniesst – eine schöne Erinnerung daran, wie unterschiedlich wir Natur erleben.
Für mich war der Fischerpfad die perfekte Möglichkeit, dem kalten Winter in der Schweiz zu entkommen. Portugal bietet sich ideal für eine solche Wanderung im Winter an. Zwar kann auch der Februar mal regnerisch und grau sein, aber ich hatte Glück und erwischte überwiegend Sonnenschein. Eine kühle Brise ist zwar an der Küste stets präsent, frieren musste ich allerdings nie.
Den Fischerpfad im Sommer zu laufen, kann ich mir jedoch schwierig vorstellen – die pralle Sonne auf den langen, schattenlosen Abschnitten wäre eine echte Herausforderung.
Alles in allem war diese Wanderung ein grossartiges Abenteuer. Einmal quer durch die raue, portugiesische Küstenlandschaft, von Sanddünen über steile Klippen bis hin zu verschlafenen Fischerdörfern. Und auch wenn ich zwischendurch mal geflucht habe – sei es wegen des tiefen Sands, der langen Straßenpassagen oder des klebrigen Matschs an meinen Schuhen – würde ich es jederzeit wieder tun.
Der Fischerpfad ist eine gute Gelegenheit, ein Stück von Portugals wilder Küste zu erleben. Egal, ob man alle Etappen geht oder nur eine einzelne – es lohnt sich.